„Jedes Jahr zu Weihnachten verwandelt sich Bàscara in eine lebendige Weihnachtskrippe.
Hier wird real und in Lebensgröße vor perfekter mittelalterlicher Kulisse eine jener Krippen inszeniert,
die man sich sonst zu Hause in Miniatur zum heiligen Fest dekoriert.“
Das mittelalterliche Bàscara lag einst an der Grenze dreier Grafschaften: Besalú, Empuries und Girona. Viele Machthaber versuchten, den Ort zu vereinnahmen.
Im IX. Jahrhundert übergab Karl der Große die Herrschaft über Bàscara an die Bischöfe von Girona.
Trotz vieler Invasionen feindlicher Truppen sind in Bàscara noch heute die Befestigung, die Kirche und Reste der Burg erhalten geblieben. Es erscheint wie ein Wunder, dass auch die französischen Truppen auf ihrem Weg nach Süden nur die Burg sprengten.
Figueres und Girona. Leider führt die N II mitten durch den Ort. Auf der eleganten Plaça Major – abseits der Hauptstraße – trifft man auf schöne Häuser wie das Cal Ferrer oder die Casa Notari – das heutige Rathaus. Durchschreitet man das große Tor des Hauptplatzes, findet man sich im mittelalterlichen Bàscara wieder.
Bàscara XII-XIII Jh.
Die Häuser sind aus Flusssteinen gebaut und mit mittelalterlichen Bogentüren verziert.
Die Kirche Sant Iscle i Santa Victoria steht am höchsten Punkt des Dorfes. Am Rande des Abgrunds ragt sie hoch über den Fluss Fluvià. Ihr Ursprung ist aus romanischer Zeit ( XII-XIII Jh.). Die Apsis wurde danach hinzugefügt. An der Nordseite der Fassade wurde später ein Glockenturm auf dem Rest der ehemaligen Glockenwand gebaut. Die Reste der Burg von Bàscara stehen neben der Kirche. Die Stadtmauern sind teilweise noch gut erhalten (XIII-XIV Jh.). Bàscara zeichnet sich heute durch ein intensives kulturelles Leben aus: der Tortell-(Kuchen)-Markt jeden Sonntag vor Palmensonntag, das Fest des heiligen Joaquim am 19. August und die Festa Major vom heiligen Iscle am 17. November sowie der Pferde- und Antiquitätenmarkt am ersten Sonntag des Monats sind Beispiele für ein aktives Dorfleben. Das Schauspiel der lebenden Krippe jedes Jahr zu Weihnachten ist inzwischen weit über die Grenzen Kataloniens bekannt.
Seit 1973 wird die lebende Krippe in Bascara inszeniert
Die Geburt Jesus und der Alltag Palästinas von vor über 2000 Jahren werden Jahr für Jahr seit 1973 in den mittelalterlich Gassen und Häusern von über 300 Schauspielern und Dorfbewohnern gemeinsam inszeniert. Zwischen Ställen und Häusern findet das Markttreiben und geschäftige Dorfleben der Handwerker, Bauern und Händler statt.
Die natürlichen Quellen, Höhlen, Schluchten und die romantische Vegetation direkt am Fluvià, bilden einen weiteren malerischen Landschaftshintergrund der Inszenierung. Hier grasen Ziegen und Esel, scharren Hühner und Schafe, wärmen sich die Hirten und Wäscherinnen am Feuer, und da schläft auch friedlich das Jesuskind in seiner Krippe.
Das Spektakel der Imagination vereint die Generationen im Dorf. Von Alt bis Jung – alle engagieren sich gleichermaßen für diese weihnachtliche Inszenierung, die Jahr für Jahr mehr Besucher anlockt.
Brötchen und Bratwurst auf dem Dorfplatz
Auch wir hatten uns im letzten Jahr an einem der Feiertage Pelzjacken und Stiefel übergezogen, Handschuhe und Schal eingepackt und uns gegen 19.00 Uhr nach Bàscara begeben. Das Auto parkten wir vor dem Dorf und stapften erwartungsvoll zur Plaça Major. Hier war alles festlich erleuchtet und schon viele Menschen versammelt. Hinter dem Torbogen des Rathauses konnte man Brötchen und Bratwurst erstehen. An einem Stand auf dem Platz verkaufte man die Eintrittskarten. Der Zugang zum alten Dorf war noch abgesperrt.
Mittelalterlicher Tracht
Die römischen Soldaten warteten auf ihren Einsatz, und das eine oder andere Bauernmädchen zeigte sich in mittelalterlicher Tracht. Dann wurde der Zugang zur Altstadt geöffnet. Wir strömten gemeinsam zum Festplatz hinter dem Dorf.
Hier erwarteten uns die drei Hirten auf hohen Podesten. Musik erklang, Spots gingen an und die Verkündung begann. Ein Engel schwebte über dem Kirchturm und jubilierte. Dann versank alles im Dunkel, und das Dorf ward erleuchtet. Hier agierten Handwerker und Händler, spielten Kinder, kochten die Weiber, palaverten die Männer in alter Weise am Feuer. Das stumme Schauspiel war perfekt. Die Menschenmenge der Zuschauer fädelte sich langsam in die Gassen und zog bewundernd und fotografierend an den einzelnen „lebenden Bildern“ vorbei. Wir gingen über einen Markt, trafen wachende Römer an der Burgruine, lebende Kühe und Hühner vor einem Stall und ein schmusendes Liebespaar hinter einem Strohballen.
Weiter ging es hinunter zum Fluss. Hier wärmten sich viele Darsteller an kleinen Feuern. Die feuchte Kälte stieg langsam aus den Fluten des Fluvià. Nebel lag in der Luft. Die mittelalterlichen Kostüme harmonierten perfekt mit den Farben der Nacht. Die Flusslandschaft formte das romantischste Bühnenbild. Besser konnte man sich nicht weihnachtlich stimmen, als im Dom der Mondscheinnacht. Der Weg stieg wieder bergan ins Dorf. Auch hier noch kam man an fleißigem Treiben vorbei. Garn wurde gesponnen, Körbe geflochten, Leinen gewebt, Brot gebacken. Zum Schluss stand man wieder auf der Plaça Major, und hier konnte man sich noch an Gebäck oder Grillwürsten, Bier und Wein ergötzen.
Im Innenhof des Rathauses loderte ein Holzfeuer, und so mancher verweilte noch eine Zeit lang.
Wir fuhren nach Hause zu unserem Weihnachtsbraten unter dem Tannenbaum. Schließlich feiert man heute international.
Mehr auf www.elpessebre.cat
Hallo Birgit, ich habe Ihren Bericht über „El Pessebre de Bascara“ gerade gelesen und fand ihn ganz toll. Sie haben die Stimmung und das ganze Drumherum so treffend beschrieben, dass man meint, man sei selbst dabei gewesen.
Wir waren mit der Familie schon zweimal zum Pessebre in Bascara (im Januar 2010 vermissten wir die römischen Soldaten, die uns beim Besuch zuvor so gut gefallen hatten) und können alles unterstreichen, was Sie geschrieben haben. Und dass Ihr Bericht auch in spanisch zu finden ist, hat mir besonders gut gefallen,da ich auf diesem Wege mein bisschen „spanisch“ ausprobieren konnte.
Feliz Navidad y un prospero ano nuevo con Felicidad y salud (ich hab das „Enje“ nicht im Programm).
Helmut Holz
Auch Ihre anderen Berichte über „Katalonien“, die ich dann unter „Birgit“ gefunden haben, werde ich mir noch „zu Gemüte führen“.
mfg Helmut Holz