Flora und Fauna
Wildes, bergiges Land, durchzogen von kleinen Tälern und Flüssen, gesprenkelt mit grauen, runden Felsen; Jahrhunderte alte Masias, verschlafene mittelalterliche Dörfer und uralte Megalithkultur – die Serra de l’Albera.
Bis in die Jungsteinzeit reichen die Zeichen menschlicher Besiedlung hier zurück: Überall findet man Dolmen und Menhire. Unzählige kleine romanische Kirchlein, Kapellen, Klöster, Burgen und Schlösser sind weitere Zeitzeugen vergangener Epochen. Zu den wichtigsten Bauwerken zählen das Kloster St. Pere de Rodes und das ehemalige Benediktinerkloster von Sant Quirze de Colera aus dem 10. Jahrhundert, das momentan restauriert wird.
Rocabertí, Requesens und Canadal sind beeindruckende Burgruinen aus dem 14. und 15. Jahrhundert.
An Dolmen und Menhiren vorbei
Viele Wanderwege führen durch diese Berge. Einer davon durch das Teichrevier Estanys de la Jonquera vorbei an Dolmen und Menhiren.
In la Jonquera biegen wir von der NII ab nach Cantallops. Die kleine Straße windet sich den Berg hinauf. Nach einer Weile sehen wir rechts das Wanderschild und parken unser Auto. Eine Tafel erklärt den kurzen Rundweg zu einigen Dolmen. Wir haben eine längere Runde ausgesucht. Laut Plan dauert unser Rundweg etwa zwei Stunden und ist einfach zu laufen. Wir haben festes Schuhwerk gewählt. Die Landschaft hat vom Regen der letzten Tage profitiert. Grün dominiert vor strahlend blauem Himmel.
Wildkräuter duften, violett blüht Lavendel, dazwischen leuchten gelber Stechginster und weiße Zistrosen. Im Hintergrund liegen die Berggipfel der Serra de l’Albea: Puig Neulós (1.257 m), Puig dels Pastors (1.167 m) und Puig Jorda (753 m). Trockensteinmauern geben den Wiesen halt. Neben dem Weg liegt der erste kleine Teich „Estany Petit“. Die Wasseroberfläche ist unter Schilf versteckt. Der Wind spielt mit den Halmen. Leises Rauschen dringt ans Ohr. Wir folgen links der gelben Markierung und dem Schild „Conjunt megalìtic mas Baleta“.
Dumpfe, leise Glocken kündigen eine Kuhherde an. Vor dem Mas dels Estanys treffen wir die friedlich grasenden Tiere in Begleitung von Hirten, Hund und Kuhreihern.
Höhepunkt der Megalithkultur
Weiße Kamillenblüten, gelbe Wucherblumen und lila Distelblüten schmücken den Wegrand. Nach einem Stück Weg zweigt ein schmaler Pfad ab nach rechts den Hügel hinauf zum Mas Batle. Vor dem Mas folgen wir dem Wegweiser nach rechts zu den Dolmen. Zwischen eigenwilligen runden Felsen versteckt entdecken wir den ersten. Die Dolmen auf der iberischen Halbinsel wurden etwa 4.000–2.000 v. Chr. als Grab- und Kultstätten errichtet. Sie bestehen aus riesigen Steinen und Steinplatten und stellen den Höhepunkt der Megalithkultur dar. Wir folgen dem gelb markierten Pfad weiter bis zu einer kleinen Metallbrücke über einen Graben. Hier machen wir einen kurzen Abstecher nach links und treffen auf einen Steinkreis mit einem Menhir im Zentrum. Menhire sind aufrecht stehende Steine mitten in der Landschaft. Sie können sowohl einzeln stehen, als auch in Reihen oder Kreisen angeordnet sein wie hier. Sie waren einst soziale Zentren und Kultanlagen. Menhire und Dolmen stehen meist an strategisch oder landschaftlich besonders interessanten Stellen.
Zweites können wir nur bestätigen: Abseits der Welt, scheinen wir im Paradies angekommen. Weite Landschaft, blühende Wiesen, ein romantisches Steinhaus, knorrige Feigenbäume. Erhabene Stille, unterbrochen vom Zwitschern der Vögel. Eigentlich möchten wir bleiben.
Viele Fotos später setzen wir dann doch unsere Wanderung fort und laufen zurück zur gelben Markierung. Dieser folgen wir weiter bis wir zu einem Fahrweg gelangen.
Menhir del Querafumat
Dort wandern wir rechts entlang durch den Pinienwald bis zu einer Straße. Etwa 50 Meter nach links treffen wir den „Menhir del Querafumat“. Ein gewaltiger Stein. Der markierte alte Forstweg führt uns jetzt in den Wald bis zu einem beschilderten Pfad, der links abbiegend vorbei an den Menhiren dels Estanys II und I verläuft. Dann wieder auf dem Fahrweg kommen wir zu den Dolmen dels Estanys II und I. Wir laufen links weiter und folgen dann dem schmalen Pfad mit markiertem Pfosten entlang der Überlandleitung den Hügel hinauf. Uns zu Füßen liegt der größere der Estany Seen im Schilf versunken. Am „Mirador dels Estanys“ schweift der Blick weit über die Landschaft bis hin zum Meer. Querfeldein führt uns der Weg nach unten zurück zum Parkplatz.
Für ein kleines Mittagessen fahren wir das kurze Stück nach Cantallops.
Das Dorf Cantallops liegt umgeben von dichten Korkeichenwäldern, verschlafen weit ab vom hastigen Getriebe der Touristenzentren, am Fuß des Puig Neulós. Der eckige Glockenturm der Kirche bewacht die aneinander geduckten alten Dorfhäuser. Einst diente er als Verteidigungs- und Wachturm. Oft fegt der Tramuntana durch die menschenleeren Gassen. Auch heute. Wir flüchten uns in das Restaurant La Concordia. Hier bekommt man etwas verfeinerte katalanische Küche, erklärt uns der Chef auf deutsch. Seit zwei Jahren betreibt er mit seiner Frau das urige Lokal. Begeistert schwärmt er von seiner Wahlheimat, der Serra de l’Albera, und macht uns den Mund wässrig mit der Beschreibung der Zubereitung eines Wildschweinbratens, der Spezialität des Hauses, leider nur im Winter serviert. Wir begnügen uns heute mit dem Salat mit Ziegenkäse. Im nächsten Winter werden wir das Wildschwein testen.
Die Serra de l’Albera hat uns in ihren Bann gezogen. Es gibt hier noch viel zu entdecken.
Auskunft und Karten unter:
Parkverwaltung
C/ Mossèn Amadeu Sudrià
3 Espolla 17753
Tel. 972 505 079
Touristenbüro La Jonquera
Vielen Dank für die tollen Berichte.
Wir haben mittlerweile schon einige Zeit während unseres Urlaubs an der Costa Brava verbracht, aber es geht nichts über Eure Insider Tips, vor allem wenn diese so super beschrieben sind. Bei lesen fühlt man sich, als hätte man die Tour selbst erlebt.
Macht weiter so.
Chrisi