Wenn an der Costa Brava die Sonne scheint und am Horizont verschneite Wipfel locken, dann ist Winterzeit in Katalonien. Eine reichliche Autostunde vom Sonnenstrand entfernt, erwartet uns in der kälteren Jahreszeit eine weiße Wunderwelt.
Steile Serpentinen zur Skistation Valter 2000
Wir schrauben die Winterreifen an, packen Mütze, Schal und Handschuhe ein und begeben uns für ein paar Stunden in ein Winterwunderland. Vorbei geht es an Besalú und Olot bis Camprodon. Hier liegt der Schnee schon fast vor unserer Nase. Also winden wir uns hinauf nach Setcases. Von hier an erklimmen wir die steilen Serpentinen zur Skistation Valter 2000. Die Straße ist weiß gepudert. Das Thermometer sackt auf minus 4 Grad und der Wind heult durch die Wipfel. Weiß verschneit die Tannen, Eiszapfen geschmückt die Bäche. Wir tauchen ein in klirrende Kälte und gefühlte Minus 15 Grad.
Fast allein am Berg
Der Tramuntana übt sich böig als Schneesturm. Nur kurz verlassen wir das Auto, um ein paar Gipfelbilder zu schießen. Die Skilifte haben heute Sturm-Pause. Wir sind fast allein am Berg. Selbst unser Golden Retriever Leon hat wenig Spaß im eisigen Schnee.
Schnell fahren wir ein paar Kilometer weiter runter. Hier – im Windschatten der Berge – stehen glückliche Kühe am Straßenrand. Die Landschaft ist weiß gepudert. Kinder rodeln am seichten Hang. Wir spazieren ein wenig durch die verschneite Landschaft. Die Sonne wärmt uns das Gesicht bei etwa 0 Grad. Leon tobt freudig im Schnee.
Die Winterlandschaft zeigt sich von ihrer schönsten Seite: romantisch und malerisch erinnert sie an glückliche Kindheitstage. Langsam versinkt die Sonne bereits um die Mittagszeit hinter dem Berg. Wir flüchten vor der schattigen Kälte weiter hinunter ins Tal.
Alta Garrotxa – hinter den sieben Bergen
Die Rückfahrt führt uns über Nebenstraßen durch die Alta Garrotxa in abgelegene kleine Orte. Rocabruna liegt 10 Minuten von Camprodon entfernt und lockt zur mittäglichen Einkehr mit einem guten Restaurant. Wer im „Can Po“ keinen Platz bekommt, fährt ein Stück weiter hinunter ins Tal bis zum pittoresken Beget. Im Hostal El Forn kommen klassische Gerichte der Region und Saison auf den Tisch. Wer es etwas rafinierter will, dem empfiehlt sich die Einkehr im Can Jeroni.
Die Legende des Heiligen Christophorus
Unbedingt muss man einen Blick in die romanische „Esglesia de Sant Cristòfol“ werfen – eine Reliquie der vorpyrenäischen Romanik aus dem 10. Jahrhundert. Der eine Euro Eintritt lohnt sich: Ultramarinblau wölbt sich der goldverzierte Sternenhimmel im Kircheninneren. Die Farbigkeit der Ornamentik erinnert an 1001 Nacht. Der Christus über dem Altar fasziniert mit schlichter romanischer Strenge und imposantem Ausdruck. Er zählt zu den schönsten Bildhauerarbeiten Kataloniens.
Über ihm stapft der bärtige Christophorus – das Jesuskind geschultert – durch die Fluten. Die Legende des Heiligen Christophorus gab der Kirche ihren Namen: „Esglesia de Sant Cristòfol“ – benannt nach dem Soldaten, der an einem Fluss auf ein Kind traf und es hinüber trug. Das Kind – Christus der Heiland – trug die Last der gesamten Welt geschultert. Nur mühsam erreichte Sant Cristòfol das andere Ufer. Zum Lohn erhielt er Heiligenstatus.
Fantastische Ausblicke
Die Legende im Ohr fahren wir weiter durch einsame wilde Berglandschaft. Ab und an stoppen wir an fantastischen Ausblicken. Bizarre Baumskulpturen recken ihre knorrigen Arme in die Höhe.
Eine Kuhherde lässt uns bremsen. Die kleinen Kälbchen möchten wir am liebsten knuddeln. Aber ob das die Mütter erlauben? Besser nicht testen.
Oix ist dann die letzte Station vor der Zivilisation. Im Umfeld findet man kleine romanische Kirchlein und Einsiedeleien. Im Ort konnten die Kirche Sant Llorenç und die Überreste der alten Burg den Jahrhunderten trotzen.
Diese drei winzigen Dörfer der Garrotxa scheinen noch immer völlig von der Welt abgeschnitten. Erst seit den 60er Jahren an das Straßennetz angebunden, erreichte man sie vorher nur über Eselpfade oder per Fuß. Bis heute gehen an diesen versteckten Orten die Uhren langsamer. Wir kommen wieder! Versprochen.