Mein Sonntag hier war diesmal nicht besonders schön. Das lag nicht an dem eher grauen als blauem Himmel (ich kann mich hier wirklich nicht über zu wenig Sonnenlicht beklagen) und auch nicht darüber, dass jeden Sonntag um 9.30 Uhr morgens das ganze schlummernde Dorf zum Gottesdienst aus dem Bett geläutet wird – sodass es auch denen unmöglich gemacht wird, ein Stündchen länger im Bett zu bleiben als sonst, die ohnehin keinen Fuß in die Kirche setzen.Nein, meinen verkorksten Sonntag habe ich meinem Kopf zu verdanken, Kater war kein Ausdruck gegen den Zirkus, den er veranstaltete. Das Gute an verkaterten Tagen ist, das ihnen meist eine umso bessere Nacht zugrunde liegt.
Tatsächlich hat mir dieses Wochenende zu Genüge bewiesen, dass es weder Großstadt, noch Clubs, noch teure Cocktails, noch sich rühmende DJ‘s bedarf, um eine gute Party zu veranstalten und bis in die Puppen zu feiern – meine Füße sind immer noch wund vom Tanzen auf dem Dorfplatz. Ende August und Anfang September scheint es Einiges zu feiern zu geben entlang der Küste. Kaum ein Wochenende, an dem nicht irgendein Dorf seine Fiesta Mayor veranstaltet und mit buntem Programm nicht nur seine Einwohner aus den Häusern lockt, sondern auch Besucher in die Gassen. Meine erste Dorffestnacht war längst überfällig.Samstag Abend habe ich mich also mitschleppen lassen, auf den Dorfplatz von Torroella de Fluvià. Schon den ganzen Tag wirkte das sonst so verschlafene Örtchen wie ein brummendes Bienennest – Bartische wurden geschleppt, die Bühne wurde zusammen geschreinert, Boxen wurden platziert. Selbst ich hatte das Gefühl, dass die Vorfreude ein bisschen auf mich abfärbt, auch wenn es uns erst nach Einbruch der Dunkelheit vor die Bühne lockte, als gerade die Ankündigung für die Band lief.
Die Atmosphäre, die mir augenblicklich entgegen schlug, war durchaus eine amüsante und absurde, aber deshalb auch eine unglaublich sympathische. Kinder sprangen zwischen ihren trinkenden Eltern herum wie Flöhe, sichtlich euphorisiert, dass ihnen erlaubt wurde, so lange aufzubleiben. Die Jugend des Dorfes hatte sich schon die besten Plätze vor der Bühne ergattert und die Hände noch an der letzten Zigarette oder tief in den Taschen vergraben, die älteren Bewohner schienen die Party nun den Jüngeren zu überlassen und hatten sich mit lächelnden Gesichtern auf die den Platz säumenden Klappstühle zurückgezogen.Kurz: Es war das wohl bunteste Publikum, unter das ich mich je auf einer Party gemischt habe – wenn ich daran denke, dass man in Berlin schon mit den falschen Schuhen an der Tür abgewiesen wird und meine Großmutter dort irgendwie auch fehl am Platz wirken würde. Bier gab es reichlich und aus Plastikbechern, ausgeschenkt vom Bürgermeister höchstpersönlich, der in einem eigens für die Fiesta Mayor entworfenen Neon – T- Shirt steckte und jede Bestellung zum Anlass nahm, sein eigenes Glas zum Anstoßen zu erheben.
So gut die Stimmung zu diesem Zeitpunkt schon war – es war die Band 7D Rock, die am Ende die Tanzwut des Dorfes weckte. Weder Regen noch die späte Stunde schienen Einfluss auf die ungetrübte gute Laune zu haben, die sie mit ihren Kostümen und lauten Bässen versprühten, eine Viertelstunde später gab es wohl keinen Fuß, der nicht zumindest im Takt mit wippte.
Wann genau ich nachhause gegangen bin, weiß ich nicht mehr – mein Aufwachen am nächsten Tag lässt vermuten, dass es am Ende doch etwas später geworden ist als geplant, obwohl ich keine Zweifel habe, dass die Musik noch bis zum Morgengrauen die Straßen gefüllt hat. Was mir diese Nacht mal wieder deutlich gemacht hat, ist, das die Liebe zur ausgelassenen Feierei ein Grundbedürfnis aller Menschen zu sein scheint und das es keinen bestimmten Ort braucht, um das zu zelebrieren. Gut, dass noch etliche Wochenenden in Aussicht sind, um dieses Bedürfnis zu stillen.
Die übrigens sehr, sehr sehenswerte Band ist noch eine Weile in der Region und wir noch das ein oder andere Fest beschallen:
31.08.13 Aitona // 07.09.13 Guissona // 10.09.13 Viladrau // 14.09.13 Vilafant // 29.09.13 Lleida