Barcelona – Pulsierende Metropole
Barcelona ist eine dieser Städte, in denen es leichter fällt zu bleiben, als zu gehen. Kein Wunder, dass immer wieder Reisende im Schoß der pulsierenden Metropole stranden – welche andere Stadt Europas kann von sich behaupten, mit den Zehen im warmen Mittelmeer zu baden und dabei gleichzeitig eine kulturelle Krone auf dem Haupt zu tragen.
Die seit Jahrhunderten nahezu unberührte, beeindruckende Architektur, auf die man bei Streifzügen durch das gotische Viertel stößt, die niemals ruhenden, subkulturellen Szenebezirke, Picassos und Gaudis Spuren, die das Herz eines jeden Kunstfans höher schlagen lassen – Barcelona ist eine Verführerin, die ihr Handwerk mit Perfektion beherrscht. Wie wäre es also, mit einem 48 Stunden Date, um einen klitzekleinen Vorgeschmack zu bekommen? Wer nicht an Liebe auf den ersten Blick glaubt, wird hier wohlmöglich vom Gegenteil überzeugt.
Tag 1 – Barcelona
Flaneure und Nachteulen
Ein klassisches Date beginnt meistens mit einem Kaffee und ersten, flüchtigen Blicken – in diesem Fall auf die geschwungene Strandpromenade der Stadt, zu deren Füßen sich das Mittelmeer erstreckt und auf der sich ganz Barcelona zu tummeln scheint. Wohl kaum ein Ort eignet sich besser zum frühstücken und dabei Menschen beobachten – Café neben Café drängelt sich im Schatten von Palmen, Touristen aus den nahegelegenen Hotels mischen sich mit braungebrannten Einheimischen, Longboardern und Fitnessjunkies. Man sieht Haut, Haut und nochmal Haut. Und wird augenblicklich hineingezogen, in Barcelonas pochende Atmosphäre, die das Gefühl gibt, der Sommer hier würde nie enden.
Der Hafen von Barcelona
Nach diesem ersten Eindruck mischt man sich selbst unter die Flaneure, die die Promenade entlang spazieren. Bis zu Barcelonas berühmtem Hafen ist es nur ein Katzensprung und der Ausblick ist fantastisch.
Maremagnum
Mindestens ebenso beeindruckend wie die mit Jachten und Segelbooten gespickte Anlage ist die Fassade des Maremagnum Kaufhauses, in der man sich selbst vor dem Meer gespiegelt wieder findet. So verlockend es auch ist, das Einkaufen muss noch warten – immerhin bekommt man beim ersten Treffen auch noch keinen Diamantenring geschenkt.
Die Rambla
Danach geht es etwas turbulenter zu – auf Barcelonas wohl berühmtestem Straßenabschnitt La Rambla. Die einen hassen, die anderen lieben sie – so oder so darf man die Stadt nicht verlassen, ohne nicht zumindest einen Blick riskiert zu haben. Von Restaurants und Souvenirshops umzingelt teilt sie das gotische Viertel vom Raval und dabei scheint ihr ein ganz eigenes Leben innezuwohnen. Man kommt sich vor wie in einem bunten Freiluftzirkus zwischen all den umherziehenden Reisenden, Pantomime-Spielenden und Karikaturisten. Wem der ganze Trubel zu viel wird, der kann sich ein paar Meter weiter in den Straßen des Barrio Gotic oder des Ravals verlieren.
La Boqueria
Nach diesem Streifzug wird es langsam Zeit für eine Mittagspause – zu hungrig sollte man bei einem Date nie werden. Gleich am Ende der Rambla stolpert man über eine riesige, überdachte Halle, aus der schon das Geschrei der Händler und der Duft von frischen Lebensmitteln sickert. La Boqueria, Barcelonas aus dem 11ten Jahrhundert stammender Markthalle, hinterlässt nicht nur den Geschmack kulinarischer Vielfalt auf der Zunge, sondern auch den der spanischen Kultur. Die Bewohner drängen sich dicht an dicht zwischen den Ständen hindurch, es wird gefeilscht, getrascht und gekauft. Die Entscheidung fällt bei gigantischen Auswahl an Obst, Gemüse, Fleisch und Fisch nicht leicht – am besten man nimmt von allem ein bisschen, lässt sich auf dem schattigen Platz hinter der Halle zum Picknick nieder und schlemmt sich einfach durch.
Parc Güell
Nach dieser Verköstigung sollte das Eis gebrochen sein und es darf romantisch werden. Etwas außerhalb der Stadt auf einem Hügel gelegen, findet sich der Parc Güell, der nicht nur durch den Blick über ganz Barcelona anzieht. Antonio Gaudí erschuf die Anlage 1900 – 1914 im Auftrag des Industriellen Eusebi Güell, dem ein Garten mit 60 verschiedenen Villen nach englischem Vorbild vorschwebte. Am Ende versiegten die finanziellen Mittel nach Fertigstellung des dritten Hauses – vielleicht zum Glück des Parks. Inmitten mediterraner Vegetation sind Gaudís schillernde Kunstwerke verstreut wie kleine Schätze. Von der Plattform aus lässt sich die Skyline bewundern. Der perfekte Ort, um ein bisschen zu versacken.
Abend in Barcelona
Hat man schließlich den Abstieg von dem Hügel geschafft, wird sich schon Barcelonas kühler Atem über die Straßen legen und die Abenddämmerung einläuten. Zeit für den ersten oder vielleicht auch zweiten und dritten Cocktail in einer der vielen Bars auf dem Weg zurück in die Stadt. Da Liebe ja bekanntlich durch den Magen geht, wird es langsam Zeit für ein Dinner, das dem ganzen Tag das i-Tüpfelchen verpasst. Essen gehen kann man in Barcelona überall – die Auszeichnungen des Michelin Guides sind jedoch meistens die Vertrauenswürdigsten. Wer nach einem gediegenen Ort zum Speisen sucht, wird in den Hotelrestaurants Enoteca, Àbac und Moments fündig. Etwas legerer, aber nicht weniger stimmungsvoll geht es in den Restaurants Lasarte zu. Sparfüchse werden in den unzähligen günstigen Tapasbars im Raval satt und glücklich.
Natürlich könnte die erste Begegnung mit Barcelona jetzt schon ein Ende finden. Wahrscheinlicher ist, dass dieser gelungene Einstieg längst süchtig gemacht hat nach Mehr – und gerade nach Einbruch der Dunkelheit erwacht die Stadt noch einmal zu ganz neuem Leben.
Night & BCN
Für alle Nachtschwärmer und Tanzwütigen öffnen sich jetzt die Tore zu den Clubs und Diskotheken. Egal an welchem Tag man da ist, etwas zu feiern scheint es hier immer zu geben. Da sich Geschmäcker ja bekanntlich unterscheiden, muss jeder selbst wissen worauf er am Ende hinauswill: Chaotisch-verrückte Nächte im Razzmatrazz mit mehr Spaß als Erinnerung, der bunten Meute im legendären Apolo auflauern oder Hüften schwingen zu Hip Hop im Otto Zutz. Wie der Name schon vermuten lässt, tummeln sich im Bling-Bling, Sutton die Hemd- und Highheelsträger, ähnliches gilt für das Shôko. Ganz egal, wo man sich zum Schluss wieder findet, für einen Absacker am Strand reicht es am Ende immer noch. Die erste gemeinsame Nacht wäre damit auch abgehakt.
Tag 2 in Barcelona
Katerköpfe und Bilderbuchromantik
Es lässt sich vermuten, dass der zweite Tag nach einer langen Nacht nicht ganz so schwungvoll beginnt wie der Erste. Um trotzdem auf die Beine zu kommen, kann man sich noch im komatösen Zustand zum Passeig de Graçia begeben – hier wartet im La Vaca Paca zum kleinen Preis ein umso größeres All-You-Can-Eat Katerfrühstück mit kalten und warmen Speise. Keine Sorge, die Sonnenbrille darf aufgelassen werden, da lassen sich auch die Vorbeiziehenden viel besser beobachten.
Das Barcelona nicht nur Welt- sondern auch Shoppingmetropole ist, wird wohl niemanden überraschen und am Passeig de Graçia befindet man sich auch gleich an der Quelle. Da die Aufwärmphase überstanden ist, kann sich jetzt schon mal das ein oder andere geleistet werden. Die Stadt wird sich mächtig ins Zeug legen, auch bescheidene Seelen nicht mit leeren Händen zurück kehren zu lassen. Hat man das Bummeln satt, können ein paar Meter weiter Gaudís bunte Häuser bestaunt werden.
Wer sich nach diesem Shoppingmarathon nach ein bisschen mehr Ruhe und Atmosphäre sehnt, der sollte sich zu einem Streifzug durch das subkulturelle Herz der Stadt aufmachen. Der Raval galt lange als zwiespältiges, von Prostitution und Kriminalität bevölkertes Viertel – jetzt ist er dabei, sich zum Szeneviertel der Stadt zu etablieren. Kulturelle Vielfalt ist das vorherrschende Stichwort und von der Dönerbude über den indischen Gewürzladen bis zum authentischen Asiaten findet man hier alles. Zu dieser bunten Mischung haben haben sich nach und nach charmante Cafés und gemütliche Bars gesellt, auf deren Terrassen sich die Hipster und Bohemians der Stadt niedergelassen haben, um zur frühen Mittagszeit den ersten Krug Sangria zu leeren. In den winzigen, engen Gassen kann man herrlich verloren gehen und wer schon wieder hungrig ist, der sollte nach einer der günstigen Tapasbars Ausschau halten, die sich im Schatten der Häuser ducken.
La Sagrada Familia
Egal, ob der verkaterte Kopf jetzt schon rebelliert oder nicht, eine Sehenswürdigkeit muss noch sein, denn es gibt wohl kaum einen Ort, an dem Barcelonas Gesicht ehrlicher zum Vorschein kommt. La Sagrada Familia mag auf den ersten Blick nicht unbedingt als Schönheit anmuten, jedoch ist sie zum Zeichen einer Stadt geworden, die an Vielfalt und Wandelbarkeit nur schwer zu übertreffen ist. Ja genau – hinter dem Namen verbirgt sich jene monumentale Kirche, die man ohne ihre Verpackung aus Baugerüsten gar nicht mehr kennt, solange wird schon an ihr gewerkelt. 1882 wurde die Arbeit von dem Architekten Francisco de Paula begonnen, ein Jahr später übernahm Gaudí den Weiterbau. Bis heute haben unzählige Hände ihre Spuren in die Architektur der Kirche gewoben, was von ihrem außergewöhnlichen Erscheinungsbild ohne viel Mühe abzulesen ist.
Brunnen von Montjuïc
Nach diesem zweiten, ereignisreichen Tag wird langsam Abschiedsstimmung aufkommen. Es wäre wahrscheinlich gar nicht nötig, aber Barcelona hat noch ein letztes Ass im Ärmel, um uns endgültig um den Finger zu wickeln. Schon von weitem erstrahlen die Lichter von dem Berg Montjuïc aus den Nachthimmel über der Stadt – man muss ihnen nur brav folgen, bis man auf das herrschaftliche Schloss stößt, zu dessen Füßen der Brunnen von Montjuïc haushohe Fontänen in die Luft speit. Sobald sich die Dunkelheit über den Park gesenkt hat, kann man hier Zeuge eines atemberaubenden Schauspieles werden, dessen Akteure unzählige, bunte Lichter und riesige Wassersäulen sind. Wer an eine Flasche Wein und einen Picknickkorb denkt, kann sich von imposanter Musik umhüllt auf den Treppenstufen niederlassen und den Ausblick auf das Funkeln und Glitzern der Stadt genießen. Ein Abschied für immer wäre damit ausgeschlossen.
[…] einige Bilder in den Kopf: die berühmte Sagrada Familia, die Rambla, der Plaça Catalunya… doch Barcelona geht auch anders. Mit dieser Einstellung wollte ich die katalanische Studentenstadt mal abseits des […]