Im Aiguamolls – Vogelschutzpark am Mündungsbereich der Flüsse Fluvia und Muga
An den Flüssen Fluvià und Muga trifft man auf viele seltene Vogelarten. Auf dem ausgedehnten Rundweg durch den Naturpark zwischen Castelló d’Empúries und Sant Pere Pescador beeindrucken nicht nur die mediterrane Küstensumpflandschaft und ihre Bewohner, sondern auch die vorbildliche Naturschutzarbeit.
Katalanisch: „Aiguamolls“
Deutsch: „Seichtes Wasser“ – Spanisch: „Marismas“ steht als Begriff für ein typisch küstennahes Feuchtgebiet, das aus dem Zusammenspiel von einmündenden Flüssen und Meer entstand. Die Flüsse haben immer wieder durch Sedimentation, Witterung und Menschenhand ihren Fluss ins Meer geändert. So entstanden abgeschnittene Flusswindungen „Lagunas“, Sanddünen und Regionen mit wechselndem Salz- und Feuchtigkeitsgehalt. Charakteristisch wechseln sich Dünen, überschwemmte Wiesenflächen, Brackwasser-Lagunen (Gemisch aus Süßwasser und Salzwasser) und Süßwasserseen im Aiguamolls ab.
Malerische Wasserlandschaft
Zur Frühlingszeit lockt uns die Sonne zu einem Spaziergang in das Sumpfgebiet. Meist prangen dann noch weiß und bizarr die Pyrenäen am Horizont und kontrastieren zum Knospen der Natur im Dünenland. Besonders die Tamarisken bevorzugen als Baum und Strauch den feuchten, salzigen Standort. Sie bezaubern von März bis Juli mit ihren rosa-weißen Blüten zwischen zartem frischen Grün. Überhaupt ummalen Grün- und Ockertöne sanft die Wasserlandschaft.
Malerisch spiegeln sich Gräser und Blattpflanzen in den Lagunen. Gelb leuchten die Wasserlilien. Binsen und Schilf wiegen sich leise flüsternd im Wind. Ab und an unterbricht ein Zwergtaucher das Spiegelbild der Harmonie. Frösche quaken, ein freches Rotkehlchen begleitet uns ein Stück des Wegs. Es kommt neugierig fast bis an meine Hand heran und tanzt doch flink wieder aus dem Objektiv. Immer wieder treibt es sein vergnügtes Spiel mit uns.
Die Störche staksen zwischen gemütlich aussehenden hellbraunen Kühen imposant über Stock und Stein. Einige kreisen im Himmel hoch über uns. Viele sitzen auch auf ihren Nestern in knorrigen abgestorbenen Bäumen oder auf eigens errichteten Plattformen. Ihr lautes Klappern hallt weit durch die Luft. Ein wichtiges Anliegen des Naturparks – die Wiedereinbürgerung des ehemals schon hier brütenden Weißstorchs – scheint gelungen. Schon viele ausgewilderte Störche haben sich mit wilden Partnern zusammen getan und für neuen Nachwuchs gesorgt.
Infozentrum “El Cortalet“
Im Infozentrum “El Cortalet“ am Eingang des Naturparks bekommt man Kartenmaterial und Angaben über die aktuell anwesenden Vogelarten. Viele der über 300 verschiedenen Vogelarten sind am ehesten früh morgens oder in der Abenddämmerung in den Monaten März bis Mai oder August bis Oktober, wenn der Vogelzug beginnt, zu beobachten.
Wenn man Glück hat, dann trifft man vielleicht so seltene Arten wie den Purpurreiher, das Purpurhuhn, die Rohrweihe, die Blauracke, Eisvogel, Bienenesser, Häherkuckuck, Schwarzstirnwürger, Tamariskensänger oder die Knäkente, die dem Park sein Logo gab.
Dammwildspuren erzählen von der gelungenen Auswilderung dieser Rasse in der Region. Auf eine Begegnung mit Viper oder Ringelnatter legen wir nicht so großen Wert. Gern würden wir dagegen mal die Sumpfschildkröte oder die Kaspische Wasserschildkröte begrüßen. Bisher war uns das noch nicht vergönnt. Dafür treffen wir heute auf Flamingos.
Sie zeigen sich leider nur von weitem. Kormorane, Stockenten, Bläßhühner und Fischreiher lassen uns näher an sich heran.
Das Observatorium von Senillosa
Wir machen einen Abstecher zum Observatorium von Senillosa. Die vier weithin sichtbaren weißen Türme wurden 1959 für die Lagerung und Trocknung von Reis errichtet. 1996 gestaltete man einen der Türme als Observatorium um. Die Treppen führen uns in 22 Meter Höhe. Heute ist fantastische Sicht, und wir genießen den atemberaubenden Rundblick über das Aiguamolls bis hin zu Bergen und Meer. Unter uns grasen Pferde im Sumpf. Dazwischen blinken die weißen Kuhreiher. Idylle pur. Weit der Horizont. Tiefblau der Himmel. Stille und Unendlichkeit. Glücksgefühl.
Am Meer
Zögernd lösen wir uns von dem Panorama und begeben uns weiter in Richtung Meer. Vorbei am Campingplatz erreichen wir den weiten Sandstrand. Die Brandung begrüßt uns schäumend. Einsam schmust ein Pärchen auf dem Hochstand. Wir ziehen Schuhe und Socken aus und stapfen durch den weichen noch kühlen Sand. Kilometer Einsamkeit. Nur geteilt mit den Möwen, die sich in der Sonne auf den Wellen wiegen. Muscheln sammeln sich in unseren Taschen. Langsam bekommen wir müde Füße.
Dann biegt der Rundweg wieder vom Meer ab und taucht ein in die Landschaft der Lagunen und Salzvegetation. Einige Wachteln flüchten vor uns. Ein Schäfer wacht über seine Herde auf der Weide. Nach etwa 3 Stunden sehen wir wieder Störche kreisen und sind zurück an unserem Ausgangspunkt dem Informationszentrum „El Cortalet“.
- Informationszentrum: 972 45 42 22
- Per Landstraße zu erreichen von Sant Pere Pescador oder von Castelló d’Empúries aus.
- www.fondation-roger-burlet.org