La Passió
Liebe. Opfer. Vergebung. Hoffnung. Regisseur Mel Gibson schockte die Zuschauer 2004 in seinem Film „Das Leiden Christi“ mit brutalen Bildern. Weniger brutal – fast sentimental – wird die Passionsgeschichte „La Passió“ in Sant Climent Sescebes von den Dorfbewohnern dargestellt. Seit über 30 Jahren wird der Einzug Jesus in Jerusalem, das letzte Abendmahl, Verrat, Verurteilung, Kreuzigung und Auferstehung zu Ostern inszeniert. Die Bühne für das Spektakel „l’Horta d’en Cusí“ befindet sich gleich hinter dem Dorf in Richtung Figueres. Mitten in der üppigen, mediterranen Natur stehen aus Feldsteinen errichtete Kulissen und bilden zusammen mit Olivenbäumen und Korkeichen den Rahmen für das Leiden Christi. Wer die biblische Geschichte ein wenig kennt, der kann auch ohne Katalanischkenntnisse der Handlung mühelos folgen.
Das Schauspiel beginnt mit wenigen Minuten Verzögerung. Aus den Lautsprechern schallt Musik von Johann Sebastian Bach und Andrew Lloyd Webber. 100 Darsteller auf der Bühne und 60 Techniker im Hintergrund sorgen für einen faszinierenden Abend. Wie historische Gemälde reihen sich in lebenden Bildern die Szenen aus dem Neuen Testament aneinander – musikalisch untermalt von monumentalen Klängen.
Ein ständiger Wechsel von Bild und Aktion. Auf der Bühne wird diskutiert, geliebt, geschluchzt, geweint, getafelt, geschrien und gestritten. Der Pöbel höhnt, Judas übt Verrat, Jesus teilt mit seinen Jüngern Brot und Wein, römische Soldaten marschieren, der Hohepriester richtet, Maria kniet im Staub. Ein Unwetter bricht los, als Jesus Schicksal sich erfüllt. Es blitzt und donnert. Zum Glück nur auf der Bühne. Die Römer fliehen, Pontius Pilatus erschrickt, der Tempel bebt. Gottes Sohn erhebt sich aus seinem Grab. Es ist vollbracht! Jesus hat die Menschheit von ihren Sünden befreit und die Zuschauer mit neuer Hoffnung erfüllt. Es wird Licht, und wir feiern Ostern.
Osterspektakel
Das Osterspektakel von Sant Climent Sescebes kommt – im Gegensatz zum Film – ganz ohne Kunstblut und ausgefeilte Effekte aus. Hier wird ganz emotional daran erinnert, warum wir eigentlich heute Ostern feiern. Ein ganzes Dorf trägt zum Gelingen des Spektakels bei. Mit lautem Beifall bedankt sich das Publikum bei allen kleinen und großen Laienschauspielern, die über 1,5 Stunden lang professionell auf der Bühne agierten.
Am Sonntag kann man in den Gassen von Sant Climent Sescebes den ganzen Tag über das bunte Treiben eines jüdischen Markts erleben. Für Essen und Trinken wird reichlich gesorgt, und auch eine große Auswahl an Artesaniaprodukten wird an Mann und Frau gebracht.
Frohe Ostern!
Tipp: Denken Sie an Decke und Sitzkissen, wenn Sie die Freilichtin-szenierung besuchen. Die Nächte im April können noch empfindlich kalt sein.