Basaltfelsen in der Garrotxa
Basalt, wildes Wasser, sprudelnde Quellen und Kühe im Wald. Am Fuße der Pyrenäen liegt die Garrotxa. Der Name bedeutet so viel wie »unwegsames Gelände«. Wo sich einst Räuber versteckten, finden Wanderer heute wilde Natur. Sant Joan les Fonts liegt mitten drin in der Nähe von Besalú.
Wandern über Stock und Stein von Sant Joan les Fonts nach Molí de Roquer
Um die Garrotxa ranken sich Geschichten von Bauernaufständen, Räuberbanden und katalanistischen Rebellen. Die Garrotxaner haben viel erlitten und gekämpft für ihr Land und ihre Sitten.
Das Rückzugsgebiet der Banditen wird heute vor allem von trainierten Wanderern und Freeclimbern durchstreift. Von den „trabucaires“ – den legendären Räuberbanden – sind nur die Legenden geblieben. Die einzigen Gemäuer, die überdauert haben, sind romanische Kapellen, eine Spezialität der Garrotxa. Außerdem kann man hier super Wandern gehen.
Sant Joan les Fonts
Sant Joan les Fonts wird von einer monströsen ziegelroten Kirche dominiert. Die Tore sind verschlossen, die Fenster zugemauert. In der Nähe der Kirche kann man neben dem Picknickplatz am Ortsrand das Auto abstellen. Von da folgt man rechts der Schilderung „Ruta vocànica 3 colades“ und „Columnes Basàltiques“. Wir trafen auf dem Feldweg zum Fluss einen alten Bauern und versicherten uns noch mal der richtigen Richtung. Mit der Beschilderung in Spanien hatten wir schon zu oft unliebsame Erfahrungen gemacht. Der alte Herr beschrieb uns begeistert die kleine Wanderrute, erklärte uns, dass wir gutes Schuhwerk brauchten, da es zweimal durch den Fluss gehe, die Basaltfelswände sehenswert seien und sich die Mühe eines Fußmarschs lohne. Auch findet man einige Quellen im Wald. Angeblich dauert der Weg drei Stunden, wenn man zurück den bequemen Teerpfad oberhalb der Schlucht wählt. Da hatte er wohl sein Tempo angesetzt, und das war mindestens 90 Jahre alt. Auf der Karte sah die Strecke eher kurz aus.
Irgendwann schafften wir es dann, uns von dem freundlichen, von seiner Heimat faszinierten alten Mann zu verabschieden. Am liebsten hätte er uns begleitet, aber irgendwann fiel ihm ein, dass das Mittagessen auf ihn wartete. So schlurfte er winkend von dannen. Wir tauchten ein in die Kühle des Waldes und kamen schon bald hinunter zum Fluss. Der hieß hier laut Karte nicht mehr Fluvià sondern Riera de Bianya. Der Waldboden wurde feucht und felsig. Die Hitze des Tages war ausgesperrt. Wir kletterten über Wurzeln und Steine. Zum Glück hatten wir wirklich festes Schuhwerk an den Füßen. Der Wanderweg wurde mehr und mehr zum Pfad und schlängelte sich zum Teil im Flussbett entlang. Nach größeren Regenfällen ist er garantiert unpassierbar. Das Wasser rauschte heute gezähmt neben uns und umspülte moosbewachsene Steine, verschlungene Pflanzen und alte Bäume. Hohe Buchen filterten das Sonnenlicht. Zarte Blätter zauberten feine Schatten auf unsere Haut .
Beeindruckende Basaltsäulen
Schon bald standen wir vor dem ersten Felsmassiv. Der Basalt changierte in dunklen Blau- Grüntönen, manchmal bis hin zu rötlichen Nuancen. Wie Skulpturen reihten sich die Basaltsäulen aneinander. Die Natur beweist immer wieder ihr Bildhauertalent. Die Wiese vor dem Felsen leuchtet saftig grün von fettem Gras. Hier war der Sommer kein trockener. Ein einsamer Champignon blinkt im Gras. Wir lassen ihn für Schnecken und Hasen als Frühstück stehen. Die Blätter der Walderdbeeren erinnern an den Frühling und köstliche Früchte. Wir entdecken Brombeeren im Gestrüpp und laben uns an der dunklen Süße dieser Frucht. Jetzt kommt die erste Herausforderung der Flussüberquerung. Große runde, glitschige Steinbrocken sind zur „Brücke“ gereiht. Keiner von uns hat Lust auf ein Bad im Schlamm des Flussbetts . Vorsichtig balancieren wir zum anderen Ufer. Geschafft. Hier rauscht ein Wasserfall aus seitlichem Felsen. Das Geräusch des Wassers dämpft unsere Schritte. Schon bald müssen wir wieder zurück über den Fluss. Hier liegen die Steine in der Sonne und bieten sicheren Tritt. Vor der nächsten Felswand sprudelt eine Quelle. Wir kosten nicht vom klaren, kühlen Wasser, sondern holen besser unser eigenes Trinkwasser lauwarm aus dem Rucksack.
Romantische Bauernhäuser vor den Pyrenäen
Bald schon treffen wir auf die drei Stufen eines Wehrs. Dahinter liegt eine alte Mühle. Das Gartenhaus der Mühle dient als Atelier. Holzskulpturen stehen davor. Im Wald blühen Rosen. Die Fenster des sanierten Hauses stehen offen. Kein Mensch ist zu sehen. Zwei Katzen halten Rendevous unter der Kastanie. Ein handgeschriebenes Schild bittet die Wanderer, um das Privatanwesen außen herum zu laufen. Wir folgen der Aufforderung nur ungern – denn eigentlich lockt die Neugier. Aber die Höflichkeit siegt, und wir nehmen die „Umleitung“.
Vor dem nächsten Bauernhaus stehen Pferde. Neugierig kommen sie auf uns zu. Leider haben wir keine Leckereien in der Tasche, so dass sie uns bald ihre edlen Hinterteile zuwenden. Hier geht ein Weg nach oben. Wir folgen ihm. Auf dem Kamm der Felsen läuft es sich leicht. Hier oben ahnt man nichts von Kühle, Fluss und Felsen. Den Rand der Klippen säumen Bäume und Büsche. Einzelne Bauernhäuser dösen in der Mittagssonne. Junge Hunde tollen hinter einem Zaun eine Weile neben uns her. Im Wald grasen friedlich Kühe. Ein Kälbchen saugt am Muttereuter. Das Klatschen der Kuhschwänze jagt Fliegen. Nach 1,5 Stunden sind wir zurück am Auto. Die Hitze empfängt uns mit Macht. Die Kühle im Tal hat uns fast den Spätsommer vergessen lassen. Wir fahren zurück zum Meer, um uns mit einem kühlen Bad in den Wellen zu erfrischen.
Wunderschön! 🙂